Konzentration

Auf die willentliche Fokusierung der Aufmerksamkeit haben verschiedenste Faktoren Einfluss.

  • Der emotionale Zustand. Ist man fröhlich, ist meist auch die Konzentration besser. Hat man Sorgen, sinkt auch die Aufmerksamkeit, die Gedanken kreisen nur noch um die Sorgen
  • Der physische Zustand, ist man krank oder gesund
  • Die Ernährung kann die Konzentration beeinflussen, direkt oder indirekt
  • Die Umgebungsbedingungen
  • Der Zeitfaktor, frühs ist die Konzentration evtl. besser als abends (wann ist der beste Zeitpunkt für Hausaufgaben
  • Die Arbeitshaltung
  • Die Eigensteuerung
  • Die Außensteuerung

Direkter Einfluss der Ernährung sind beispielsweise die Nähr- und Vitalstoffe. Zuviel Zucker kann die Aktivität negativ beeinflussen. Indirekter Einfluss der Ernährung ist die Art der Einnahme, ob als Ritual zur gleichen Zeit gemeinsam am Tisch, dabei z.B. den Tag planen oder reflektieren. Oder die seperate Einnahme, gegessen wird beim Fernsehen oder Computer. Die Umgebungsbedingungen beeinflussen das Lernen. Läuft z.B. die Waschmaschine bei den Hausaufgaben, der kleine Bruder stört ständig, der Arbeitstisch ist nicht aufgeräumt, die Lernmaterialien werden nicht gefunden. Auch die Tisch/Stuhleinstellung (Ergonomie) und die Lichtverhältnisse spielen hier eine Rolle. Wie macht sich schlechte Konzentration bemerkbar?

  • Rasches, flüchtiges Arbeiten
  • Viele Fehler
  • Mangelnde Aufmerksamkeit
  • Schnelle Ermüdung
  • Langsames Arbeitstempo
  • Wegträumen und Abschweifen
  • Sprunghaftes Denken und Auftreten, evtl. Redefluss
  • Vermeidungshaltung, der Aufgabe aus dem Weg gegen
  • Überforderung durch z.B. zu schwere Aufgaben oder zu hohes Pensum
 

Gesamtgesellschaftliche Problematik als Ursache von Konzentrationsstörungen

Kindheit im Konsum und Überfluss. In ihrem Alltag lernen Kinder kaum noch sich anzustrengen und Bedürfnisse aufzuschieben (Geduld). In der Schule wiederum sind Leistungsbereitschaft und Ausdauer gefragt, ansonsten kommen die Konsequenzen in Form von schlechten Noten. Kinder bekommen viele Dinge ohne sich anzustrengen, z.B. Spielsachen, Videospiele, Kosmetika, Süssigkeiten u.v.m.

Fernsehen kann sprunghaftes Denken fördern. Ist ein Kind schon auffällig, so sind unangebrachte Sendungen, welche nicht verstanden werden, der Wechstel zur Werbung, Gewalt als Konfliktbewältigung und zäppen förderlich für schnelle Themenwechsel des Kindes.

Kinder stehen auch schon mal unter Druck ehrgeiziger Eltern. Ärgerliche Eltern bei schlechten Noten können zu Blockaden und Ängsten vor den nächsten Arbeiten führen.

Erziehungsziele wie Disziplin, Dankbarkeit, Respekt, Bescheidenheit, Höflichkeit, Fleiss und Sparsamkeit scheinen heute nicht mehr von Bedeutung. Eltern sind angesichts der Vielfalt von Erziehungsratgebern in unterschiedlichen Medien überfordert und aufgrund des Fehlens von Erziehungsrichtlinien unsicher, was sie von ihren Kindern verlangen können, wann sie Grenzen setzen können.  

 

Erziehung zur Selbständigkeit

Eltern sollten Bemühungen des Kindes, etwas selbständig machen zu wollen, unterstützen. Die Förderung der Selbständigkeit ist in jeder Altersstufe von herausragender Bedeutung für die Entstehung von Verantwortlichkeit und Anstrengungsbereitschaft, und somit von Konzentration und Ausdauer. Die Übernahme von Verantwortung, die selbständige Erledigung von Alltagsdingen (z.B. an- und ausziehen) verbessert das Selbstvertrauen. Selbstvertrauen richtet sich nach den Handlungen, die das Kind im Vergleich zu den anderen schon kann (Selbstbewusstsein). Kinder können auch kleine Aufgaben im Haushalt übernehmen. Unterstützen des Kindes heisst aber nicht bei jeder kleineren Schwierigkeit zu helfen. Es ist wichtig, dass das Kind nach eigenen Lösungswegen sucht und allenfalls Tipps erhält, in welche Richtung Lösungen gesucht werden können. Positive Lösungswege dann auch belohnen durch z.B. Lob. Ein Kind, dem beim Erledigen der Hausaufgaben ständig geholfen wird, kann nur wenig Verantwortlichkeit für sein schulisches Tun erwerben. Andererseits muss bei einer möglichen Überforderung die Lernmethode überdacht und das Lernniveau angepasst werden.

 

Leistungsmotivation

Kinder haben Freude an der Wirkung des eigenen Tuns, sie sind deshalb auch aus eigenen Antrieb bemüht, etwas zu tun, um solche Efekte zu erreichen.

 

Kinder brauchen Anleitung

Wir leben im Zeitalter der Information. Computer und Internet, Radio und Literatur bieten ständig eine große Menge an Informationen. Kinder wachsen zwar mit diesen Möglichkeiten auf, aber ob und wie sie diese nutzen hängt nicht unerheblich davon ab, in welchem Maß ihre Eltern auf diese Informationsquelle zurückgreifen. Eltern können ihren Kindern z.B. lehren gezielt Fernsehsendungen nach ihrem Informationswert anzusehen (fraglich ob die Eltern dieses selbst auch so zelebrieren). Mit dem Kind zunächst gemeinsam die Medien benutzen und besprechen, dem Kind einen Weg zur optimalen Auswahl und Dosis aufzeigen, später dann auch kontrollieren.

 

Grenzen setzen

Eltern müssen Grenzen setzen. Unsere Umwelt bietet eine Vielzahl von Anreizen. Unser Lebensalltag ist voller versteckter und offener Aufforderungen, ständig neue Dinge zu kaufen. Konsum bestimmt unser Leben und Bestreben. Kinder sind aufgrund ihrer noch wenig entwickelten Kritikfähigkeit diesen Reizen meist schutzlos ausgeliefert. Sie wollen und brauchen dies und jenes. Es gibt eine Unzahl von Beschäftigungsmöglichkeiten die Spaß versprechen. Meist ist der Aufwand, den man betreiben muss, um Spaß zu haben, eher gering. Wenn der Streß zu groß wird besteht die Möglichkeit, sich etwas anderes zu suchen. An Alternativen besteht  in unserer aktuellen Lebensumwelt kein Mangel. Fernsehen z.B. bietet einen garantiert aufwendungsfreien Spaß und ist ständig verfügbar. Beschäftigungen, die einen nicht unerheblichen Lern- bzw. Übungsaufwand erfordern, können da oft nicht mithalten. Solche Tätigkeiten, z.B. schon das Lesen eines Buches, werden von vielen Kindern als langweilig bezeichnet und  als Freizeitbeschäftigung erst gar nicht in Betracht gezogen. Davon abzusehen ist eine mögliche Lese-Rechtschreibstörung (LRS), welche es dem Kind schwerer macht, bei einheitlicher Lernmethode innerhalb der Klasse Motivation aufzubauen. Eltern müssen sich darüber klar werden, dass es auch ihre Aufgabe ist, das Konsumverhalten ihres Kindes zu beeinflussen. Sie müssen den Strom von Spielmaterial, dem ständigen „Haben wollen“ des Kindes Grenzen setzen. Das ist sicherlich nicht einfach, es fordert die Eltern immer wieder heraus und schafft Konflikte. Hier ist es natürlich auch unerlässlich, dass die Eltern zusammenhalten. Das Kind soll lernen, Bedürfnisse zurückzustellen. Das Kind muss lernen, das es nicht alles was es sieht, haben kann. Es muss lernen, dass ein gewisser Aufwand nötig ist, um ein Ziel zu erreichen. 

 

Probleme in der Familie

Geborgenheit und Unterstützung in der Familie stärken das Leistungsvermögen des Kindes. Auf Konflikte reagieren Kinder besonders sensibel, auch mit Unkonzentriertheit. Kinder brauchen eine emotional sichere und stabile Familiensituation, um konzentriert und leistungsorientiert arbeiten zu können. Fehlt die Zuwendung der Eltern, sind diese oft im Streit, so kann ein Kind kompensieren. Es ringt um Aufmerksamkeit und kann z.B. im Klassenverband kaspern.  

 

Wenn die Zeit fehlt

Manchmal bestehen in der Familie grosse Belastungen, z.B. durch finanzielle Überforderung oder Pflege eines Angehörigen. Es können auch beide Elternteile berufstätig sein. In solchen Fällen bleibt oft weniger Zeit für die Bedürfnisse der einzelnen Familienmitglieder, es wird dann nicht selten nebeneinender und nicht miteinander gelebt. Nötige Absprachen über z.B. Erziehungsziele, das gegenseitige Unterstützen u.a. verkümmern. Wenn Eltern wenig Zeit haben, entgehen ihnen Nachlässigkeiten des Kindes, z.B. beim Erledigen der Hausaufgaben, bei der Einhaltung häuslicher Regeln oder Vergabe von verantwortlichen Tätigkeiten im Haushalt (da keine Zeit ist wird es von den Eltern selbst erledigt). Andererseits können leistungsorientierte Bemühungen des Kindes von den Eltern übersehen werden, nicht angemessen gewürdigt werden. Anerkennung ist die Triebfeder von Anstrengungsbereitschaft. Fehlt diese, ist das Kind kaum bereit, Eigeninitiative zu zeigen. Oder Eltern haben ein Schuldgefühl gegenüber dem Kind. Sie meinen zu wenig Zeit zu haben und können deshalb keine Grenzen setzen.

Klaus Weißenberger